Am Donnerstagabend, 23.06., fand im Süssbach Pflegezentrum ein Austausch der besonderen Art statt. Der süssbach hat im Nachgang zum 1. Dialogabend mit den Angehörigen (April) zum Interessentenabend für Angehörigenarbeit willkommen geheissen. Eine Kerngruppe von Angehörigen wird eingeladen, bei einem grossen Prozess im süssbach mitzuwirken.

Die Gäste wurden von Hanspeter Müller, Direktor des Süssbach Pflegezentrums, herzlich begrüsst und ebenfalls von der Initiantin der Angehörigenarbeit, Maja Coleva, Bereichsleiterin Pflege und Betreuung seit 01.01.2022.

Im Zentrum des beginnenden Gestaltungsprozesses stehen die Angehörigen mit ihren teils guten und teils weniger guten Erfahrungen im süssbach, den entsprechenden Emotionen und Anliegen für die Zukunft. Von Seiten süssbach stehen gezielte Ressourcen zur Verfügung: fundiertes Fachwissen über Angehörigenarbeit von Christine Roth vom Case Management (am Abend ebenfalls anwesend) und die Qualitätsbestrebungen sowie das persönliche Engagement von Maja Coleva. Die Arbeit von Frau Christine Roth lehnt sich an die Themen- und Forschungsschwerpunkte von Dr. Bettina Ugolini an. Dr. Ugolini ist eine Koryphäe auf dem Gebiet Angehörigenarbeit und leitet die psychologische Beratungsstelle "Leben im Alter" am Zentrum für Gerontologie. Gemeinsam wurde am Anlass dann auch ein Ausschnitt aus einem ihrer Podcasts angehört. Die Zukunftsanliegen und vorhandenen Ressourcen bilden eine vielversprechende Ausgangslage, um eine neue Geschichte entstehen zu lassen.

Zu Beginn der Veranstaltung wird das Konzept der Angehörigenarbeit von Maja Coleva eingehend erläutert. Angehörigenarbeit sei wertvoll und anspruchsvoll, da sich fachliche Erwartungen nicht immer mit den emotionalen Erwartungen decken würden. Verschiedene Personen würden auch an verschiedenen Orten stehen. Maja Coleva erklärt, dass Angehörige gleichwertige Partner sind und Mitsprachemöglichkeiten haben. Der Dialog sei ganz wichtig und man müsse aussprechen, was bewegt. Es würde nichts bringen, die Faust im Sack zu machen und verärgert zu sein, wenn die Bedürfnisse nicht wahrgenommen würden. Der Dialog muss gesucht werden. Sinnbildlich wird der Vergleich zweier Puzzleteile herangezogen, die ineinanderpassen, um ein grösseres Bild zu ergeben.

Maja Coleva geht in ihren Ausführungen auch auf gewisse strukturelle Schwierigkeiten ein, unter welchen die ganze Pflegebranche leidet und zu dessen Verbesserung auch unsere Politik aufgerufen ist: Es fehlt an gutem und gut ausgebildetem Pflegepersonal. Viele gute Pflegenden kehren ihrem Beruf den Rücken aufgrund der Arbeitsbedingungen und den grossen Belastungen aufgrund von Personalmangel. Die Coronapandemie hat die Situation noch verschärft und viele gute Pflegende wandern in andere Beschäftigungssektoren ab. Es wird künftig noch vermehrt Ziel des süssbach sein, eigenes Personal weiter auszubilden und zu fördern.

Nach einer kurzen Pause mit Zwischenverpflegung durfte jeder Anwesende im Raum Teil von bewegenden Geschichten werden. Die Angehörigen stellten sich vor und berichteten von ihrer Motivation, sich zu engagieren und an dieser Arbeit von innen teilzunehmen. Dabei wurden tiefe Emotionen durch anspruchsvolle Erfahrungen mit einem Elternteil oder Ehepartner freigelegt und alle im Raum waren sichtlich berührt. Man konnte spüren, dass es sich bei der Motivation mitzuwirken, um menschliches Engagement handelt, bei einer sinnstiftenden Gestaltung mitzuwirken, die wiederum Menschen zugutekommt.

Das Ergebnis ist beeindruckend: 10 Angehörige erklären sich bereit, in der Kerngruppe mitzuarbeiten und Daten für weitere Treffen wurden bereits vereinbart. Auf einem Gruppenfoto wird die Kerngruppe zum Abschluss verewigt und es ist der Wunsch von zahlreichen Teilnehmenden, das Gruppenfoto persönlich zu erhalten. Es soll als Erinnerung die Entscheidung markieren, zugunsten von lieben Angehörigen, mitzugestalten.

Lesen Sie den Zeitungsartikel über den Anlass in der Aargauerzeitung vom 25. Juni 2022: Zeitungsartikel Aargauerzeitung

oder den Zeitungsartikel im Regional vom 29. Juni 2022: Zeitungsartikel Regional

oder den Zeitungsartikel im Generalanzeiger vom 30. Juni 2022: Zeitungsartikel GA