Jahresbericht 2022

Aufwind in der ärztlichen Betreuung

Seit Mai 2020 hat sich der süssbach durch einen Wechsel in der ärztlichen Betreuung neu positioniert. Das bisherige Modell mit Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner durch die verschiedenen Hausärzte der Region wurde durch den neu eingeführten internen ärztlichen Dienst nach und nach abgelöst. Die Übergabe der ärztlichen Betreuung von Hausärztin oder Hausarzt auf die Heimärztin erfolgte professionell und kollegial mit teilweise sogar persönlicher Übergabe von medizinischer Dokumentation und Information. 

Medizinische Betreuung als Teil des Interdisziplinären Teams

Erfolgreiches Handeln gelingt am besten, wenn die Mitwirkenden miteinander arbeiten. Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner gelingt eine erfolgreiche «Behandlung» und «Betreuung», wenn alle Bereiche des süssbach miteinander und aufeinander abgestimmt zusammenwirken. Insbesondere die enge Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Pflege und Betreuung und dem Arztdienst sowie mit Küche und Therapien führen zu individuell auf den Einzelnen abgestimmten Behandlungs- und Betreuungskonzepten.

Der Arztdienst – ein Team

Das Team des Arztdienstes ist seit Mai 2020 ständig gewachsen und konnte somit seine Aufgaben breit abstützen.

Aktuell verteilen sich 220 Stellenprozente auf zwei Ärztinnen und einen Arzt, wobei neben dem süssbach auch das Hospiz Aargau ärztlich betreut wird. Die Fachärztinnen und -ärzte verfügen über Facharzttitel in der (Allgemeinen) Inneren Medizin und bringen Erfahrungen und Zusatzausbildungen aus den Bereichen Gerontopsychiatrie, Geriatrie oder Palliativmedizin mit. Unterstützt wird das ärztliche Team durch aktuell eine Medizinische Praxiskoordinatorin und eine Medizinische Praxisassistentin, die sich um administrative Tätigkeiten, Koordination der Visiten, Erstkontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern und deren Angehörigen und diverse Untersuchungen kümmern. Ihnen obliegt auch die gesamte Koordination der COVID-19-Testungen und COVID-19-Impfungen.

Medizinische Betreuung aus der geriatrischen Perspektive

Die ärztliche Betreuung im süssbach erfolgt auf der Grundlage der Geriatrie als medizinische Spezialdisziplin. Empfehlungen und Leitlinien der Schweizerischen Fachgesellschaft für Geriatrie werden beachtet und angewandt. Gemäss Definition der Europäischen Union der medizinischen Spezialisten (UEMS) handelt es sich bei der Geriatrie um eine medizinische Spezialdisziplin, die sich mit physischen, psychischen, funktionellen und sozialen Aspekten bei der medizinischen Betreuung älterer Menschen befasst. Dazu gehört die Behandlung alter Patientinnen und Patienten bei akuten Erkrankungen, chronischen Erkrankungen, präventiver Zielsetzung, (früh-)rehabilitativen Fragestellungen und speziellen, auch palliativen Fragestellungen am Lebensende.

Diese Gruppe älterer Patientinnen und Patienten weist eine hohe Vulnerabilität («Frailty») auf und leidet an multiplen aktiven Krankheiten. Sie ist deshalb auf eine umfassende Betreuung angewiesen. Krankheiten im Alter können sich different präsentieren und sind deshalb oft besonders schwierig zu diagnostizieren. Das Ansprechen auf Behandlung ist oft verzögert und häufig besteht ein Bedarf nach (gleichzeitiger) sozialer Unterstützung.

Geriatrische Medizin geht daher über einen organzentrierten Zugang hinaus und bietet zusätzliche Behandlung in einem interdisziplinären Team an. Hauptziel dieser Behandlung ist die Optimierung des funktionellen Status der älteren Patientin / des älteren Patienten mit Verbesserung der Lebensqualität und der Autonomie.

Die geriatrische Medizin ist zwar nicht spezifisch altersdefiniert, konzentriert sich jedoch auf typische, bei älteren Patientinnen und Patienten gefundene Erkrankungen. Die meisten Patientinnen und Patienten sind über 65 Jahre alt. Patientinnen und Patienten, die am meisten von der geriatrischen Spezialdisziplin profitieren, sind in der Regel 80-jährig und älter.

Medizinische Betreuung zeitnah und bedarfsorientiert

Der Arztdienst des süssbach übernimmt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern die Funktion der Hausärztin / des Hausarztes mit besonderem Augenmerk auf die geriatrischen Themen und Probleme. Er erhebt bei Eintritt die zur medizinischen Betreuung notwendigen Daten in Eintrittsgespräch und Eintrittsuntersuchung, aus den Überweisungsunterlagen und durch Rücksprache mit den vorbehandelnden Hausärzten. Visiten werden geplant einmal wöchentlich auf jeder Pflegeabteilung durchgeführt. Dabei werden einerseits problemorientiert Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner thematisiert, andererseits erfolgt alle 3–4 Monate die Evaluation der Diagnosen und Medikamente und des medizinischen Behandlungsplans. Somit werden auch jene Bewohnerinnen und Bewohner regelmässig ärztlich betreut, bei denen keine augenscheinlichen medizinischen Probleme auftreten. Der Arztdienst stellt ebenfalls die Indikationen für eine Physio-, Ergo-, Logopädie sowie weitere physikalische Massnahmen und verordnet diese. Im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit und zur Sicherstellung einer multiprofessionellen Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner nimmt die zuständige Stationsärztin / der zuständige Stationsarzt am Familiengespräch teil und vermittelt die medizinischen Fakten und Aspekte. Der Arztdienst steht selbstverständlich auch bei ausserordentlichem Gesprächsbedarf zur Verfügung.